Dein Camper ist natürlich mehr als nur ein fahrbarer Untersatz – er ist dein zweites Wohnzimmer. Und genau deshalb stellt sich beim Ausbau die Frage: Wie gestaltet man den Innenraum so, dass er praktisch, gemütlich und optisch ansprechend ist? Holzverkleidungen haben ihren Charme, nehmen aber wertvollen Platz weg und sind noch dazu ziemlich schwer. Filz dagegen ist leicht, flexibel und passt sich jeder Ecke an. Er macht deinen Van leiser, wärmer und wohnlicher – und ist gleichzeitig ein echter Platzsparer.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum sich Filzen lohnt, worauf du beim Kauf achten solltest, welche zusätzlichen Materialien du wirklich brauchst und wie du Schritt für Schritt vorgehst.

Warum es Sinn macht, den Camper innen zu filzen
Wenn du dir vorstellst, dass in deinem Van überall das blanke Blech oder die Kunststoffverkleidungen zu sehen sind, merkst du schnell: Es hallt, es wirkt kalt, und der Wohlfühlfaktor ist gleich null. Genau hier spielt Filz seine Stärken aus:
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Gemütlichkeit pur: Filz dämpft Geräusche und schafft eine wohnliche, warme Atmosphäre. Statt Blechbüchsen-Atmosphäre entsteht sofort das Gefühl von Geborgenheit.
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Mehr Platz: Holzverkleidungen tragen auf. Filz hingegen ist hauchdünn, flexibel und passt sich jeder Kontur an. Gerade in kleinen Campern sind die paar Zentimeter, die du sparst, Gold wert. Noch dazu ist Filz sehr viel leichter als Holz – wichtig, wenn es um den Spritverbrauch und die Einhaltung des maximal zulässigen Gesamtgewichtes geht.
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Flexibilität: Filz lässt sich sowohl großflächig als auch punktuell einsetzen. Du kannst ihn mit Holz oder anderen Materialien kombinieren und so einen individuellen Look kreieren.
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Praktikabilität: Anders als bei Tapeten oder dünnen Stoffen ist Filz robust, strapazierfähig und pflegeleicht. Flecken lassen sich relativ gut raus schrubben, kleine Unebenheiten werden überdeckt.
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Leichte Verarbeitung: Ein hochwertiger 4-Wege-Filz, der sich in alle Richtungen dehnen lässt, passt sich allen Konturen flexibel an.
Selbstklebender Filz oder nicht?
Beim Thema Filz stehst du vor einer wichtigen Entscheidung: selbstklebend oder klassisch ohne Kleberücken?
Die Vorstellung, den Filz nicht selbst mit Sprühkleber anbringen zu müssen, ist verlockend. Folie abziehen, draufkleben, fertig. Doch in der Praxis zeigt sich schnell, dass es nicht immer so einfach ist. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick:
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Vorteile |
Nachteile |
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Selbstklebender Filz |
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Nicht-klebender Filz |
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Auch wenn die schnelle Lösung reizvoll ist, setzen wir seit Jahren auf klassischen Filz, weil unserer Meinung nach nur so eine saubere, langlebige und hitzebeständige Verarbeitung möglich ist. Du weißt sicherlich selbst, wie heiß es im Sommer im Auto werden kann – Temperaturen, bei denen die selbstklebenden Oberflächen ganz schnell ihre Klebewirkung verlieren. Außerdem verzeiht selbstklebender Filz keine Fehler und es ist auffällig, dass Camper, die damit gestaltet wurden, deutlich “unordentlicher” wirken. Fast immer entstehen irgendwo ungewollte Falten oder Schnittkanten an den unmöglichsten Stellen durch Korrekturversuche.
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Direkt auf Armaflex/Vanue filzen?
Es ist gang und gäbe, den Camper zuerst mit Armaflex oder Vanue zu isolieren, bevor man den Innenraum gestaltet. Da liegt die Frage nahe: Kann man den Filz direkt darauf kleben? Die kurze Antwort lautet: Ja, es ist möglich. Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass jede Unebenheit sichtbar bleibt. Kleine Wölbungen, Rillen oder Stoßkanten des Dämmmaterials zeichnen sich sofort ab – und das kann schnell unordentlich wirken.
Wenn du dich trotzdem für diese Variante entscheidest, solltest du die Isolierung unbedingt vorher mit Armaflex Cleaner bearbeiten, um Staub, Fett und andere Rückstände zu entfernen, die verhindern könnten, dass der Kleber dauerhaft hält.
Tipp: Bist du nicht mehr in Besitz der Originalverkleidung, kann man zunächste eine dünne Sperrholzverkleidung anbringen und diese dann anstelle der Dämmung filzen. Das ist mehr Arbeit, lässt das Ergebnis jedoch sehr viel professioneller wirken.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Camper filzen
Bevor es losgeht, ein wichtiger Hinweis: Filzen ist keine One-Man-Show. Hol dir eine zweite Person dazu – spätestens beim Verkleiden großer Flächen wirst du froh darüber sein. Außerdem empfehlen wir dir, die Verkleidungen auszubauen und außerhalb des Fahrzeugs filzen. Das ist nicht nur bequemer, sondern erleichtert es auch, den Filz irgendwann einmal zu ersetzen.
Materialien, die du zum Filzen deines Campers brauchst:
- hochwertigen 4-Wege-Filz
- Hochwertigen, hitzebeständigen Sprühkleber (wir empfehlen Förch K146)
- Isopropanol
- Scharfes Cuttermesser mit Ersatzklingen
- Andrückrolle
- Armaflex Cleaner (falls direkt auf Dämmung gearbeitet wird)
- Malerfolie zum Schutz beim Einsprühen
- Schere
- Handschuhe (Schutz vor Kleber)
Schritt 1 - Vorbereitung: Räume den Camper komplett leer. Jede Verkleidung, die du abnehmen kannst, solltest du ausbauen – Türen, Deckenpaneele, Seitenverkleidungen. Reinige die Flächen gründlich, am besten mit Isopropanol. Nur auf fettfreien und trockenen Flächen hält der Filz dauerhaft.
Schritt 2 - Zuschneiden: Schneide den Filz grob auf die benötigte Größe zu. Plane dabei immer ein paar Zentimeter mehr ein – so hast du Spielraum, um Rundungen und Kanten sauber zu ziehen. Den Feinschnitt machst du erst, wenn der Filz sitzt.
Schritt 3- Kleber auftragen: Trag nun den Sprühkleber gleichmäßig sowohl auf die Fläche als auch auf die Rückseite des Filzes auf. Sei nicht zu sparsam, sprüh wirklich die gesamte Fläche ohne Lücken ein, aber vermeide Kleberseen. Kurz ablüften lassen, bis der Kleber leicht angetrocknet ist (meist 1–2 Minuten), dann kannst du den Filz ansetzen.
Schritt 4 - Filz aufbringen: Arbeite immer von der Mitte nach außen. Drücke den Filz mit den Händen oder einer Andrückrolle Stück für Stück an. Dank 4-Wege-Filz kannst du ihn in jede Richtung ziehen und dehnen. Vor allem an Rundungen, Türrahmen und Kanten zahlt sich das aus. Wichtig: nicht hektisch arbeiten, sondern langsam und kontrolliert.
Beim Filzen ausgebauter Verkleidungen ziehst du Filz über die Kante auf die Rückseite. Das sieht ordentlicher aus, als den Filz an den Kanten abzuschneiden. Plane beim Zuschneiden mit ca. 3-4 Zentimetern Extra in alle Richtungen. Hast du den Filz auf der Vorderseite angebracht, drehst du die Verkleidung um und sprühst die Kanten auf der Rückseite mit Kleber ein. Beginne dann, den Filz an der längsten geraden Kante herumzuklappen. Wenn du dann an der ersten abgerundeten Ecke angekommen bist, wirst du den Filz auf der Rückseite teilweise einschneiden und in Falten legen müssen. Das ist ganz normal. Die dicken Filznasen, die dabei entstehen, kannst du später wegschneiden. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass der Filz auf der Vorderseite keine Falten schlägt.

Schritt 5 - Nachjustieren und Überstände schneiden: Überstehendes Material schneidest du mit einem scharfen Cutter sauber ab. Drücke die Klinge dabei flach an die Fläche an, dann entstehen keine ausgefransten Ränder. Achte auch auf Details – saubere Ausschnitte bei Fenstern oder Lüftungsgittern machen den Unterschied zwischen „selbst gebastelt“ und „professionell“. Endet die gefilzte Stelle an einer Ritze, hat es sich bewährt, beim Schneiden 1-2 mm Filz überstehen zu lassen und diese überstehenden Kanten mit dem Rakel oder einem schmalen Schraubenzieher in die Ritzen hineinzudrücken. Das sieht viel besser aus als eine Schnittkante! Bei deinen separat gefilzten Verkleidungen gehst du genauso vor. Schneide auf der Rückseite die überstehenden Filznasen weg und reduziere die Filzkante auf etwa 1-2 Zentimeter Breite. Sind die Filznasen oder die Kante zu dick, wirst du Schwierigkeiten bekommen, die Verkleidungen mit den Original-Klipsen anzubringen.
Schritt 6 - Aushärten lassen: Lass die Flächen mindestens 24 Stunden trocknen, bevor du sie belastest oder wieder einbaust. Der Kleber braucht Zeit, um seine volle Festigkeit zu entwickeln.
Fazit: Sch***-Arbeit, die sich tausendfach lohnt
Filzen ist leider nichts, was man mal eben im Vorbeigehen macht, doch jeder zugeschnittene Streifen, jede bespannte Ecke zahlt auf das ein, was am Ende zählt: dass du dich in deinem Camper wirklich wohlfühlst. Du wirst merken, wie sich der Raum verändert: weniger kahl, weniger hallend, dafür wärmer, einladender und wohnlicher. Ja, das kostet Geduld, manchmal auch Nerven – doch das Ergebnis ist ein Innenraum, in dem man einfach richtig gerne Zeit verbringt. Sei also mutig und trau dich! Ein guter 4-Wege-Filz macht es dir so leicht, dass du auch ohne Erfahrung ein richtig gutes und sauberes Ergebnis bekommst.