Wir sind wütend. Wann immer es um Wassersysteme, Wasserfilter oder die Trinkwasserversorgung im Wohnmobil / Camper geht, treffen wir auf ungenaue Infos, Falschinfos oder wahlweise auch gar keine Infos. Wie oft haben wir bei Filterherstellern zum Beispiel schon nichtssagende Angaben gelesen wie “filtert Schadstoffe” – und das, obwohl es zwölf relevante Schadstoffarten aus drei verschiedenen Schadstoffgruppen gibt, wovon einige quasi unmittelbar zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen oder gar Infektionen führen können!? Andererseits ärgern wir uns aber auch zunehmend über gezielte Panikmache, mit der Hersteller und HändlerInnen versuchen, ihre Filtersysteme zu verkaufen, ohne die KäuferInnen eine echte, wissensbasierte Entscheidung treffen zu lassen.
Aus diesem Grund haben wir uns endlich selbst den Themen Wasserqualität in Europa und Trinkwasseraufbereitung im Wohnmobil gewidmet – ganz theoretisch, ganz ohne Angstmache und Guru-Weisheiten. Da das Thema tatsächlich relativ komplex ist, ist dieser Artikel länger als unsere anderen Ratgeber. ABER: Nach gerade mal 15 Minuten Lesezeit weißt du ganz genau
- welche Schadstoffe es in natürlichen Wasserquellen und im europäischen Leitungswasser gibt und welche Konsequenzen der “Verzehr” hat
- was dran ist an dem Mythos der Anti-Baby-Pille (und anderen Arzneimittelrückständen) im Wasser
- wie und wie oft du dein Wassersystem im Wohnmobil reinigen solltest
- welche Methoden es gibt, Wasser im Wohnmobil/Camper aufzubereiten und gegen welche Arten von Schadstoffen die jeweiligen Varianten (nicht) schützen
- wie zuverlässig bzw. schädlich die chemische Wasserdesinfektion mit Chlor bzw. Silber ist
- und welche Wasseraufbereitung zu welchem Reisestil passt
“Gefährliches Wasser”: Welche Stoffe im Wasser sind problematisch?
Es gibt eine Reihe von Schadstoffen, die in Europa im Wasser nachgewiesen werden können, wobei jedoch ein großer Unterschied zwischen der Belastung natürlicher Gewässer und der Belastung von Leitungswasser besteht, da das Leitungswasser EU-weit dank der strengen Bestimmungen – in Deutschland z.B. in der Trinkwasserverordnung geregelt – als ausgesprochen sicher gilt (ausgenommen Bulgarien und Albanien). Wenn es also überhaupt ernstzunehmende Kontaminationen im Leitungswasser gibt, rühren diese meist nicht vom Wasser selbst her, sondern von den veralteten Leitungen. In betroffenen Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien wird das Wasser deshalb im Sommer stark gechlort.
Problematischer verhält es sich mit der Schadstoffbelastung von natürlichen Gewässern – interessant vor allem dann, wenn du besonders autark unterwegs sein möchtest und dein Wasser auch aus natürlichen Quellen beziehen willst.
Bevor wir uns genauer damit beschäftigen, wie man im Camper an sicheres Trinkwasser kommt, werfen wir einen Blick auf die Theorie. Folgende Schadstoffe können sich im Wasser:
Art |
Schadstoff |
Ursache |
wahrscheinliche/mögliche Konsequenz |
chemisch |
Schwermetalle wie Blei, Quecksilber, Cadmium, Arsen, Chrom, Nickel |
Industrieabfälle, alte Bleirohre, Bergbau |
Nervenschäden, Krebsrisiko, Organschäden |
Nitrite, Nitrate |
Düngemittel, Gülle, Abwasser |
Gesundheitsrisiko für Babys (Blausucht), potenziell krebserregend |
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Pestizide und Herbizide |
Landwirtschaft, Gartenbau |
Hormonelle Störungen, Krebsrisiko |
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Arzneimittelrückstände |
Abwasser, nicht vollständig herausgefiltert in Kläranlagen |
Resistenzen bei Bakterien, hormonelle Veränderungen |
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Mikroplastik und Kunststoffadditive |
Plastikmüll, Kosmetika, Textilfasern |
unklar |
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Industriechemikalien wie PFAS, PCB, Dioxine, Benzol |
Textilindustrie, Feuerlöschmittel, Kunststoffe, Ölverarbeitung |
Leber- und Nierenschäden, krebserregend |
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biologisch |
Bakterien wie E. coli, Salmonella, Campylobacter, Legionella |
stehende oder warme Gewässer, Legionella in schlecht gewarteten Wasserleitungen (z.B. auch in nicht gereinigten WoMo-Wassersystemen) |
Magen-Darm-Erkrankungen, Legionellose |
Viren wie Norovirus, Hepatitis-A, Adenoviren |
Fäkalien, verunreinigtes Abwasser |
Magen-Darm-Erkrankungen, ernstzunehmende Infektionen |
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Parasiten/Protozoen wie Giardia, Cryptosporidium |
Tierische und menschliche Abwässer |
Magen-Darm-Erkrankungen |
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radioaktiv |
Radioaktive Stoffe wie Radon, Uran, Radium, Tritium |
natürlich vorkommende radioaktive Mineralien, Nuklearindustrie |
Krebsrisiko |
Exkurs: Anti-Baby-Pille im Trinkwasser – Märchen oder Realität? So steht es wirklich um die Arzneimittelbelastung in Europas Wasser
In Berlin heißt es so schön: Die Anti-Baby-Pille musst du hier nicht nehmen, da reicht es, wenn du ein Glas Leitungswasser trinkst. Doch was ist wirklich dran an diesen Aussagen?
Aktuell gibt es in Human- und Veterinärmedizin etwa 3000 verschiedene Wirkstoffe (1), wobei das Umweltbundesamt (Uba) rund 1200 davon als umweltrelevant einstuft. Das Problem: Bis zu 90% der Wirkstoffe werden unverändert wieder ausgeschieden und gelangen über die Toilette ins Abwasser, hinzu kommt die häufig unsachgemäße Entsorgung von Medikamentenresten in Privathaushalten. Im Jahr 2021 konnten deshalb 414 Wirkstoffe im Wasser nachgewiesen werden. (2) Dabei gibt es jedoch hinsichtlich der Konzentration (wie auch bei anderen Schadstoffen) große Unterschiede zwischen natürlichen Gewässern und dem Trinkwasser aus der Leitung.
Die Situation in natürlichen Gewässern ist in Europa teils bereits verheerend, ebenso die Auswirkungen auf die Wasserflora- und -fauna. Zum Beispiel wurden in Europas Gewässern zuletzt im Schnitt Konzentrationen von 0,4 Mikrogramm Diclofenac nachgewiesen (3) – die 10-fache Menge des Grenzwerts, den das Uba vorgibt. Erschreckend, wenn man bedenkt, dass der Arzneimittelverbrauch in Deutschland bis 2045 um weitere 70% steigen wird (4), ohne dass es bisher eine Lösung für die Finanzierung der dringend benötigten zusätzlichen Reinigungsstufe in den Kläranlagen gibt.
Entspannter ist die Situation (noch) beim Trinkwasser: Die chemische Spurenanalytik ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass Medikamente im Leitungswasser bereits in den geringsten Konzentrationen nachgewiesen werden können. Allgemein gilt, dass Konzentrationen von unter 100 Nanogramm pro Liter je Wirkstoff im Trinkwasser unbedenklich sind, wobei derzeit nur wenige Nanogramm pro Liter nachgewiesen werden können. (5)
Ein Beispiel: Die minimale Dosis von Diclofenac für Kinder beträgt 12,5 mg (6), also 12.500.000 Nanogramm. Geht man davon aus, dass 100 Nanogramm des Wirkstoffs auf 1 Liter Wasser vorhanden sind (was dem Grenzwert entspricht, der aktuell nicht ansatzweise erreicht wird), müsste man 171 Jahre lang jeden Tag 2 Liter Leitungswasser trinken, um ein einziges Mal die Mindestdosis des Medikaments aufzunehmen. Mit anderen Worten: Es ist nach derzeitigem Stand (noch) unmöglich, relevante Mengen eines Medikaments übers Leitungswasser aufzunehmen.
Hint: Es gibt ausgewählte Filter für mobile Wassersysteme, die auch Medikamentenrückstände filtern. Mehr dazu weiter unten im Text.
Risikofaktor Wassersystem: Warum nicht nur die Wasserqualität allein zählt
Eines der größten Risiken für Erkrankungen durch Wasser auf Campingreisen liegt aber gar nicht primär im getankten Wasser, sondern im Wassersystem selbst: Stehendes Wasser in den Tanks, Leitungen und Pumpen deines Wohnmobils kann schnell zum Nährboden für Bakterien, Algen und Biofilme werden – auch dann, wenn du ursprünglich sauberes Leitungswasser getankt hast. Neben Magen-Darm-Erkrankungen, kommt es deshalb auch immer wieder zu schwerwiegenden Legionellen-Infektionen. Dafür muss man das Wasser noch nicht einmal trinken: Legionellen werden bei der Vernebelung des Wassers in der Dusche freigesetzt und gelangen beim Atmen in den Körper.
Must Do: Die regelmäßige Reinigung des Wassersystems
Um diesen Szenarien vorzubeugen, empfehlen wir dringend, das Wassersystem im Abstand von 3-6 Monaten zu reinigen, selbst dann, wenn es dauerhaft im Einsatz ist, da die meisten Systeme nicht so konzipiert sind, dass sie sich wirklich zu 100% entleeren lassen. Schon ein winziger Rest reicht aus, um zum Nährboden für Keime zu werden. Zudem können Kalkablagerungen – wenn auch gesundheitlich unbedenklich – die Funktionalität des Wassersystems beeinträchtigen.
Bewährte Methoden sind
- die Reinigung mit chemischen Desinfektionsmitteln wie Chlor (zum Beispiel Micropur Forte)
- eine Entkalkung mittels haushaltsüblicher Entkalker (Materialverträglichkeit beachten)
- die manuelle Reinigung mit Bürsten
- und die Konservierung des Wassers mittels Silberionen (konserviert bis zu 6 Monaten).
- Darüber hinaus wäre es natürlich auch möglich, das gesamte System mit 60°C heißem Wasser zu spülen, wobei du sicher gehen solltest, dass sämtliche Bestandteile deines Wassersystems entsprechend hitzebeständig sind.
Zusätzlich empfiehlt es sich, regelmäßig kleinere Maßnahmen durchzuführen:
- Wöchentliche Spülung: Frischwassertank und Leitungen mit klarem Wasser durchspülen, um Ablagerungen zu verhindern.
- Monatliche Entkalkung (je nach Wasserhärte): Besonders in Regionen mit kalkhaltigem Wasser sollten Boiler und Leitungen mit Zitronensäure oder speziellen Entkalkern behandelt werden. Es gibt aber auch fest verbaute Kalkfilter, die diese Aufgabe für dich übernehmen.
-
Filterkontrolle: Falls Filter im System vorhanden sind, sollten diese regelmäßig überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden.
Denk auch daran, das Wassersystem möglichst vollständig zu entleeren, wenn du dein Wohnmobil für längere Zeit abstellst – nicht nur wegen der Hygiene, sondern auch, um im Winter Frostschäden zu vermeiden.
Risikofaktor Versorgungsstation: Traue niemals den CamperInnen vor dir
Vielleicht hast du es sogar selbst schon einmal erlebt: Du fährst an die Versorgungsstation, Frischwasserentnahmestelle und Toilettenentsorgung unmittelbar nebeneinander, wobei natürlich an beiden ein separater Schlauch angebracht ist. Und dann siehst du es: Da steht doch wirklich dieser eine Camper vor dir in der Reihe, tankt Frischwasser und nutzt denselben Schlauch, um damit gleich noch seinen Toilettenkasten zu reinigen, statt den Schlauch der Entsorgungsstation zu benutzen! Und glaub uns: Das passiert häufiger als du denkst. Abgesehen davon, dass das eine maximal eklige Vorstellung ist, besteht ein ernsthaftes Problem: Fäkalien beinhalten mitunter jede Menge Viren, Bakterien und Protozoen, die allesamt übers Wasser übertragen werden und unmittelbar zu Magen-Darm-Erkrankungen führen. Spritzt besagter Camper seine Toilette mit dem Frischwasserschlauch aus, kannst du davon ausgehen, dass jede Menge dieser Schadstoffe an dem Schlauch hängen bleiben, mit dem du als nächstes deinen Frischwassertank befüllst. Katastrophe vorprogrammiert.
Aus diesem Grund empfehlen wir dringend unabhängig von allen Wasseraufbereitungsmethoden, die wir dir gleich vorstellen, immer einen eigenen Schlauch an Bord zu haben. Mit dieser einfachen Lösung – kombiniert mit einem sauberen Wassersystem – vermeidest du bereits das Schlimmste.
Wasseraufbereitung – 4 Möglichkeiten, in Wohnmobil, Camper & Wohnwagen sicheres Trinkwasser herzustellen
Ein sauberes Wassersystem vorausgesetzt, gibt es nun vier Methoden, dein Wasser aufzubereiten, wenn du dir ob der Trinkwasserqualität unsicher bist. Die Methoden lassen sich dabei natürlich je nach Wasserquelle und eigenen Befindlichkeiten auch frei miteinander kombinieren. Besonders wichtig ist dabei natürlich der Schutz vor biologischen Schadstoffen – denn sie sind es, die im Zweifelsfall dafür sorgen, dass du deinen Urlaub auf der Toilette verbringst.
Methode |
Produkt- empfehlung |
zuverlässig gegen |
schützt NICHT vor |
benötigt Strom |
Abkochen |
Protozoen, Bakterien, Viren |
chemischen Schadstoffen, Schwebstoffen |
ja, bzw. Brennstoff |
|
Chemie |
Micropur Classic, Micropur Forte |
Protozoen, Bakterien, Viren |
chemischen Schadstoffen, Schwebstoffen |
nein |
mechanische Wasserfilter |
goodguards Reinguard |
Protozoen, Bakterien, Schwebstoffe, die meisten chemische Schadstoffe |
Viren |
nein |
mechanischer Kalkabsorber |
goodguards Kalkguard |
Kalk, Chlorgeschmack |
Protozoen, Bakterien, Viren, chemischen Schadstoffen, Schwebstoffen |
nein |
UV-Modul |
goodguards Keimguard |
Bakterien, Viren, Protozoen |
chemischen Schadstoffen, Schwebstoffen |
ja |
Variante 1: Simpel und garantiert sicher – Trinkwasserqualität durch Abkochen
Die vielleicht simpelste Variante, um an sicheres Trinkwasser zu kommen, ist das Wasser eine Minute lang abzukochen. Doch sind wir mal ehrlich: Niemand hat Lust, jeden Abend mehrere Liter Wasser für den kommenden Tag abzukochen, vom Energiebedarf einmal ganz abgesehen. Das Abkochen ist eine sehr sichere Notlösung, jedoch nicht für den Camping-Alltag geeignet und schon gar nicht, wenn man lange möglichst unabhängig von Strom- und Gasversorgung unterwegs sein möchte.
Vorteile |
Nachteile |
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Variante 2: Unbeliebt aber zuverlässig – Trinkwasserqualität mittels Chemie
Schnell und unkompliziert sicheres Trinkwasser – das versprechen zum Beispiel die beliebten Präparate Micropur Forte und Micropur Classic des schweizer Herstellers Katadyn. Mittels Micropur Forte (Silber und Chlor) wird das Wasser desinfiziert, mittels Micropur Classic (Silber) haltbar gemacht. Zu beachten ist dabei jedoch, dass Schwebstoffe die Wirkung erheblich beeinflussen können. Deshalb ist es bei dieser Variante besonders wichtig, dass man sie nur bei sichtlich klarem Wasser anwendet (zum Beispiel Wasser, das man von Versorgungsstationen bezieht) oder dass man das Wasser vorfiltert.
Vorteile |
Nachteile |
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Exkurs: Ist das in Micropur Classic und Forte enthaltene Silber bzw. Chlor/Hypochlorit schädlich und wie zuverlässig ist die Wirkung?
Während Micropur Classic das Wasser mittels Silber aufbereitet, sind in Micropur Forte ein etwas geringer Silberanteil und dafür zusätzlich Calciumhypochlorit (eine Art Chlor) enthalten.
Bezüglich des Chlors/Hypochlorits ist die Datenlage umfangreich: Nicht nur, dass Chlor in seiner Wirkung gegen Bakterien, Viren und Protozoen (ausgenommen Cryptosporidien) als absolut zuverlässig gilt, auch konnten laut WHO bei der Trinkwasseraufbereitung mit Chlor – sofern die zulässige Belastungsgrenze eingehalten wird – keine besonderen nachteiligen Auswirkungen festgestellt werden. Das bedeutet auch, dass Chlor nachgewiesenermaßen in den üblichen Konzentrationen, wie sie in aufbereitetem Trinkwasser zu finden sind, nicht krebserregend ist. (7) Aus diesem Grund darf in Deutschland Chlor (neben Natrium- und Calciumhypochlorit, Chlordioxid und Ozon) auch zur regulären Trinkwasseraufbereitung genutzt werden. (8)
Etwas anders verhält es sich bei Silber: 2015 wurde Silber vollständig von der Liste der zugelassenen Aufbereitungsstoffe für Trinkwasser gestrichen, da keine ausreichenden Wirksamkeitsnachweise vorgelegt werden konnten. (9) Mehr noch: Das Bundesministerium für Umwelt veröffentlichte sogar einen Forschungsbericht, in dem unter anderem ganz klare Mängel in der Wirkungsweise benannt werden: Zum Beispiel konnte bei E.Coli Bakterien keine vollständige Hemmung, sondern nur eine Wachstumsverzögerung festgestellt werden. (10)
Auch in puncto Schädlichkeit ist im Fall von Silber die Datenlage eher dünn – sowohl das Bundesumweltamt als auch das Bundesamt für Risikobewertung weisen darauf hin, dass eine Beurteilung aufgrund dessen schwierig sei. Letzteres warnt zwar vor Nanosilber in Lebensmitteln, Textilien und Kosmetika (11), jedoch ist nicht klar, inwieweit diese Aussage durch die extrem niedrigen Konzentrationen auch für Trinkwasser angewendet werden kann. Wirklich bekannt ist lediglich, dass der übermäßige Verzehr von Silber zu einer Argyrie führt – einer seltenen Hautkrankheit, bei der sich die Haut blau verfärbt. Laut WHO liegt die Menge, die es dafür benötigt, jedoch bei mindestens 10 Gramm. Dafür müsste man 140 Jahre lang täglich 2 Liter Wasser mit 0,1 mg Silber pro Liter (der errechnete Grenzwert) trinken. (12) Zum Vergleich: Ein Liter Wasser, das man mit Micropur Forte aufbereitet, enthält gerade einmal 0,082 mg Silber pro Liter.
Ob und inwieweit du Silber und Chlor zur Trinkwasseraufbereitung nutzen möchtest, musst du natürlich selbst bewerten. Wichtig ist dabei vor allem die Erkenntnis, dass du Micropur Classic ausschließlich zur Wasserkonservierung verwenden solltest – also zum Beispiel, wenn du in deinen gereinigten Tank frisches Trinkwasser gibst und dieses für die kommende Reise haltbar machen möchtest. Micropur Forte hingegen kannst du bedenkenlos auch für die Wasserdesinfektion benutzen – zum Beispiel, wenn du Wasser aus bedenklichen Quellen beziehst. Denk nur immer daran, dass in beiden Fällen das Wasser keine Schwebstoffe mehr enthalten darf, damit das Micropur seine volle Wirkung entfalten kann.
Variante 3: Die beliebteste Art – Wasseraufbereitung mit mechanischen Wasserfiltern
Kommen wir endlich zu den bequemeren Varianten der Wasseraufbereitung: Mechanische Filter – meist Aktivkohlefilter – gibt es sowohl in Form von Trinkflaschen als auch direkt für den Einbau in mobilen Wassersystemen, wie du es vermutlich in deinem Wohnmobil hast.
Die Filter haben dabei so winzige Poren (meist zwischen 0,2 und 0,1 Mikron), dass sie nicht nur Schwebstoffe, sondern auch Bakterien und Protozoen filtern. Problematischer verhält es sich mit Viren: Diese sind häufig bis zu 0,02 Mikron klein, “schlüpfen” also im Zweifelsfall einfach durch die Poren hindurch. Zu bedenken ist jedoch, dass die Virenbelastung in europäischem Wasser verschwindend gering ist, vorausgesetzt du beziehst dein Wasser nicht dort, wo menschliche oder tierische Fäkalien mit dem Wasser in Berührung kommen (deshalb ist es übrigens auch so wichtig, genügend Abstand zu Wasserquellen zu halten, wenn man seine Notdurft in der Natur erledigen muss).
Hinzu kommt, dass sich Viren meist an größere Partikel binden, sodass die regulären Filter die Viren – wenn überhaupt welche vorhanden sind – immerhin reduzieren. Gerade im Outdoor-Bereich in Europa werden fast ausschließlich Filter genutzt, die nicht explizit gegen Viren schützen.
Trotzdem gibt es natürlich auch ausgewählte mechanische Wasserfilter, die auch gegen Viren schützen. Sie sind entsprechend teurer und werden meist als “Purifier” bezeichnet. Mit Filterporengrößen von 0,02 Mikron bist du dann wirklich auf der sicheren Seite. Im Bereich der Wohnmobil-Wassersysteme wird zum Schutz gegen Viren bevorzugt ein UV-Modul ergänzt.
Vorteile |
Nachteile |
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Speziell für fest verbaute Wassersysteme im Camper: Mechanische Kalkabsorber
Im Bereich der fest verbauten Filter wird die Produktpalette außerdem ergänzt durch Kalkabsorber. Diese tragen nicht zur eigentlichen Desinfektion des Wassers bei, sorgen aber dafür, dass sich deine Wasserleitung nicht mit der Zeit mit Kalk zusetzt und gleichzeitig auch für einen angenehmeren Wassergeschmack.
Variante 4: UV-Modul – Sicherer geht’s nicht
UV-Module nutzen kurzwelliges ultraviolettes Licht, um Bakterien, Viren und Protozoen zu inaktivieren. Die UV-Strahlen durchdringen die Zellwände der Mikroorganismen und schädigen deren DNA, sodass sie sich nicht mehr vermehren können und absterben. Diese Methode ist hochwirksam gegen biologische Kontaminationen, kann jedoch keine chemischen Schadstoffe, Schwermetalle oder Partikel entfernen. Daher wird die UV-Desinfektion im Optimalfall mit mechanischen oder chemischen Filtrationsverfahren kombiniert.
Vorteile |
Nachteile |
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Und welche Art der Wasseraufbereitung ist nun die richtige für mich?
Welche Variante die für dich passende ist, hängt sehr von deinem Komfort- und Sicherheitsbedürfnis, deinem Budget, deinem Reisestil und deiner Einstellung gegenüber Micropur ab. Solltest du ohnehin immer auf Campingplätzen mit quasi unendlichen Strom- und Gasressourcen unterwegs sein und kein Problem damit haben, in kurzen Abständen Wasser abzukochen, kannst du auf diese Weise jede Menge Geld sparen. Sobald du aber autarker sein möchtest, wirst du kaum um Filter und/oder Chemie herumkommen. Schlicht aufgrund der Komfort-Frage entscheiden sich die meisten CamperInnen für ein fest verbautes Wassersystem mit zwischengeschalteten Filtern – denn wie bequem ist es bitte, jederzeit sicheres Trinkwasser aus dem Hahn zapfen zu können!?
Die Frage, ob du in diesem Fall auch einen Purifier oder ein UV-Modul benötigst, das zusätzlich gegen Viren schützt, beantwortet sich dabei für die meisten Menschen relativ schnell durch das eingangs erwähnte Szenario an der Versorgungsstation, aber auch dadurch, dass man mit einem solchen Komplettsystem relativ unabhängig wird bei der Wahl der Reiseziele und Wasserquellen.
Quellen:
1 https://www.dvgw.de/themen/wasser/wasserqualitaet/medikamentenrueckstaende
2 https://www.umweltbundesamt.de/eintrag-vorkommen-von-tierarzneimitteln
5 https://www.dvgw.de/medien/dvgw/wasser/qualitaet/dvgw-wasserinfo-nr-54_2015_04.pdf
7 https://cdn.who.int/media/docs/default-source/wash-documents/wash-chemicals/chlorine.pdf
9 Durchführungsbeschluss 2014/227/EU
10 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3673.pdf
12 Silver in drinking water, Background document for development of WHO Guidelines for drinking-water quality, WHO/HEP/ECH/WSH/2021.7