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Auflastung des zulässigen Gesamtgewichts bei Wohnmobilen - was gilt es zu beachten?

Björn Becker |

Das Thema Zuladung ist wahrscheinlich eines der meist diskutierten Themen wenn es um Campervans und Wohnmobile geht. Durch ihre üppigen Ausbauten bringen Reisemobile von Haus aus fast immer ein Gewicht auf die Waage, welches in vielen Fällen die 3t Gewichtsgrenze bereits überschreitet. Die Möglichkeiten der Zuladung bis zur Erreichung der magischen 3,5t Grenze des zul. Gesamtgewichts bleiben so oft sehr überschaubar, zumal die Insassen (bis auf eine Person à 75kg) noch nicht im Leergewicht berücksichtigt sind. Reist man z.B. mit einer vieköpfigen Familie, kommen so schnell weitere 200kg auf die Waage. Wird zudem noch der Dieseltank und der 120L Frischwassertank vor der Fahrt aufgefüllt, war es das im Zweifel mit der Zuladung. Fahrräder, Campingstühle, Surfbretter und weiteres Urlaubs-Zubehör müssten in diesem Fall zu Hause bleiben.

Es sei denn, man denkt über die Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts nach und verschafft sich so wertvollen Spielraum bei der Zuladung. In diesem Artikel möchten wir dir einen Überblick über die Pro's und Contra's einer Auflastung geben und gleichzeitig auch mit dem ein oder anderen Mythos aufräumen der in diesem Zusammenhang mit dem Thema kursiert. 

Alkoven-Wohnmobil-im-Wald

Die 'Last mit der Last' - wieso liegt die Grenze des zulässigen Gesamtgewichts für Wohnmobile meistens bei 3,5t?

Das zul. Gesamtgewicht (üblichweise auch als zGG umschrieben) eines Fahrzeugs gibt Auskunft darüber, wie schwer ein Fahrzeug im beladenen Zustand maximal sein darf. Bedeutet, das zGG ist die maximale Masse in kg, die ein Fahrzeug inklusive aller Insassen, Ladung, Kraftstoff und anderer Ausrüstung haben darf (zulässiges Gesamtgewicht = Leergewicht + Zuladung). Es wird in Kilogramm angegeben und du findest es in deiner Zulassungsbescheinigung (umgangssprachlich auch Fahrzeugschein genannt) unter dem Punkt F.2. Das zulässige Gesamtgewicht ist eine Angabe des Fahrzeugherstellers und bildet die Grundlage für den Betrieb und die Sicherheit deines Fahrzeugs. In vielen Ländern wird das zGG aufgrund gesetzlicher Vorschriften und Führerscheinregelungen standardisiert auf 3,5 Tonnen festgelegt. Diese Standardisierung basiert auf guten Gründen:

  • Führerscheinklasse B: In vielen Ländern dürfen Fahrer mit einem herkömmlichen PKW-Führerschein der Klasse B, Fahrzeuge bis zu einem zGG von 3,5 Tonnen führen. Die Kosten und Anforderungen für den Erwerb eines Führerscheins der Klasse C1 (notwendig für Fahrzeuge mit einem zGG über 3,5 Tonnen) wären in der Regel um ein vielfaches höher.
  • Straßeninfrastruktur: Die meisten Straßen und Brücken sind für Fahrzeuge mit einem Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt. Durch die Festlegung des zGG auf 3,5 Tonnen wird sichergestellt, dass Wohnmobile problemlos auf den meisten Straßen und Brücken fahren können, ohne die Straßeninfrastruktur zu belasten.
  • Alltagstauglichkeit: Ein zGG von 3,5 Tonnen ermöglicht eine ausgewogene Mischung aus Größe, Komfort und Alltagstauglichkeit für viele Wohnmobilnutzer. Diese Fahrzeuge sind oft groß genug, um eine angenehme Reise zu ermöglichen, aber gleichzeitig noch handlich genug, um sie in städtischen Gebieten und auf kleineren Straßen gut manövrieren zu können.

    Wie kann ich das zulässigen Gesamtgewicht erhöhen?

    Das zulässige Gesamtgewicht bei deinem Wohnmobil lässt sich durch eine Auflastung deines Fahrzeugs realisieren. Prinzipiell gibt es hier drei Arten von Auflastungen, zwischen denen es zu unterscheiden gillt, die jedoch auch im Zusammenhang miteinander stehen:

    • Auflastung des zulässigen Gesamtgewichtes eines Fahrzeuges (zGG)
    • Auflastung der technisch zulässigen Gesamtmasse eines Fahrzeuges (zGM)
    • Auflastung der Achslasten

    Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem zulässigen Gesamtgewicht um die im Zulassungsstaat zulässige Gesamtmasse deines Fahrzeugs (Leergewicht + Zuladung) in kg. Obwohl die meisten Fahrzeug-Chassis der Hersteller eigentlich für höhere Belastungen konzipiert und ausgelegt werden, wird das zulässige Gesamtgewicht aufgrund standartisierter Regelungen für Führerscheine und Straßenregeln oftmals auf 3,5t reduziert.

    Es gibt jedoch auch noch eine zweite Gewichtsangabe für dein Fahrzeug, nämlich die technisch zulässige Gesamtmasse (zGM) in kg. Diese findest du in deiner Zulassungsbescheinigung unter dem Punkt F.1. Sie gibt an, wie viel dein Fahrzeug aus technischer Sicht maximal wiegen darf, bevor ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleistet werden kann und ist häufig höher als das zGG. Umgangssprachlich sagt man auch, die zGM gibt an wieviel ein Fahrzeug wiegen kann, bevor es "auseinander bricht". Dies ist sicherlich etwas drastisch formuliert, man sollte hier eher in Szenarien von geplatzen Reifen, gebrochenen Federn oder glühenden Bremsbelägen denken.

    Für den Fall, dass deine technisch zulässige Gesamtmasse (F.1) in deiner Zulassungsbescheinigung höher ist als das zulässige Gesamtgewicht (F..2) kann es unter Umständen möglich sein, dein zulässiges Gesamtgewicht zu erhöhen ohne das technische Anpassungen am Fahrzeug vorgenommen werden müssen. In manchen Fällen genügt hier eine sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigung, die du in der Regel von deinem Händler oder dem Hersteller beziehen kannst, und mit der du bei einer Prüfstelle (TÜV, DEKRA, etc.) dein erhöhtest zulässiges Gesamtgewicht bestätigen lassen kannst. Was du jedoch auch hierbei berücksichtigen musst sind gewisse Aspekte wie z.B. deine verbaute Felgen/Reifen Kombination dem neuen maximalen Gewicht standhält. Sofern dies der Fall ist, ist diese sogenannte "technische Auflastung" der sicherlich schnellste und einfachste Weg zu einer gesteigerten Zuladung die sich in vielen Fällen im Bereich von 100-300 kg bewegt.

    Steigerung des zulässigen Gesamtgewichts durch verstärkte Federn

    Eine gängige und häufig vorgenommene Maßnahmen, um ein Wohnmobil aufzulasten, ist der Einbau von verstärkten Federn bzw. der Einbau zusätzlicher Federelemente. Durch diese Maßnahme wird sowohl die Achslast und auch das zulässige Gesamtgewicht deines Reisemobils erhöht. Je nach Fahrzeug-Chassis werden dabei Blatt- oder Schraubenfedern verwendet, die den Fahrkomfort verbessern und gleichzeitig der Abnutzung vorbeugen. Was man bei dieser Maßnahme jedoch beachten sollte ist, dass der Gewinn an Mehrgewicht in einem überschaubaren Rahmen von maximal ca. 100kg bewegt und die dafür entstehenden Kosten von ca. 1.000 - 1.500€ nicht unerheblich sind. Aus diesem und anderen gründen (s.u.) raten wir von VAMPER unseren Kunden zum Einbau einer Luftfederung.

    Wenn's etwas mehr Gewicht sein soll, braucht es technische Anpassungen

    Den wohl wichtigsten Aspekt beim Thema "Auflastung" haben wir somit bereits beleuchtet, nämlich den Unterschied zwischen dem zulässigen Gesamtgewicht (zGG, F.2) und der technisch zulässigen Gesamtmasse (zGM, F.1). Gleichzeit steht dieser 'Unterschied' auch im direkten Zusammenhang miteinander, wenn es um die Erhöhung deines zulässigen Gesamtgewichts geht. Möchtest du nämlich eine Erhöhung des zGG in deiner Zulassungsbescheinigung erreichen, musst du sicherstellen, dass die technisch zulässige Gesamtmasse deines Fahrzeugs dies auch hergibt. Anders gesagt, du musst sicherzustellen das dein Fahrzeug und die verbauten Komponenten ein höheres Gewicht tatsächlich bewältigen können. Hierfür kommen gleich mehrere Bereiche deines Fahrzeugs in Betrachtung, die dabei eine wichtige Rolle spielen, wie z.B.:

    • die zulässige Achslasten
    • die Stärke der Federn
    • die Größe bzw. Kapazität der Bremsanlage
    • die verbaute Rad/Reifen Kombinationen und deren Tragfähigkeit

    Wenn das Gewicht deines Fahrzeugs zunimmt, verändert dies das Fahrverhalten deines Wohnmobils im negativen Sinne. Aufgrund dieses negativen Einflusses auf die Fahrdynamik, ist in der Regel eine Federsystemanpassung an deinem Fahrzeug notwendig. Anders gesagt bedeutet es, eine Auflastung des zGG deines Wohnmobils auf mehr als 3,5t ist in den meisten Fällen nur in Verbindung mit dem Einbau einer Luftfederung realisierbar. Ohne diese Anpassung wäre es z.B. denkbar, daß dein Wohnmobil während eines Ausweichmanövers, nicht mehr kontrolliert werden kann. Weiterhin unterstütz eine Luftfederung die Federn deines Fahrzeugs, was zur benötigten Erhöhung der Achslasten führt und wodurch Gewichtszunahmen beim zGG von bis zu 300kg realisierbar sind. 

    Ein zusätzlicher, positiver Nebeneffekt einer Luftfederung ist aber auch, dass sich das gesamte Fahrverhalten deines Fahrzeugs spürbar verbessert. Zudem kannst du ungleichmässige Beladungen, oder auch leichte Schieflagen im Stand (z.B. auf dem Stellplatz), in einem gewissen Maß komfortabel per Knopfdruck regulieren und ausgleichen. Mit einer Luftfederung sind erlaubte

    Luftfederung-von-VB-Airsuspension-fuer-WohnmobileFoto: © VB Airsuspension

    Abschließend muss dann noch bei einer Prüfstelle der Nachweis erbracht werden, dass alle sicherheitsrelevanten Aspekte und Anforderungen an das Fahrzeug, die für eine Steigerung der zulässigen Gesamtmasse aus technischer Sicht erfüllt sein müssen, auch vorliegen. Damit du diesen Beweis jedoch nicht eigenständig beim TÜV oder der DEKRA erbringen musst, gibt es glücklicherweise Anbieter wie die Firma WDT, die diesen Nachweis für die gängigsten Fahrzeugmodelle bereits in aufwendigen Testverfahren erbracht haben und in Form von Gutachten zur verfügung stellen.  

    Wie du siehst, stecken hinter einer Auflastung des zulässigen Gesamtgewichts eines Fahrzeugs weitaus mehr Aspekte, als man im ersten Moment vermuten mag. Aus diesem Grund freuen wir uns von VAMPER, dir bei deinem Vorhaben als kompetenter Partner zur Seite zu stehen und beraten dich gerne.

    Die Vor- und Nachteile einer Auflastung des zGG bei Wohnmobilen 

    Wenn du das zulässige Gesamtgewicht deines Wohnmobils erhöhen möchtest, gibt es mehr zu beachten als nur das zusätzliche Gewicht und die technischen Anforderungen. Denn auch als Fahrer ändern sich einige Aspekte. Ganz besonders natürlich der für eine Reisemobil von über 3,5t erforderliche Führerschein, aber auch eventuelle Mautgebühren und Geschwindigkeitsbeschränkungen. Auf die wichtigsten Aspekte gehen wir hier ein und räumen gleichzeitig auch mit dem ein oder anderen Mythos auf:

    Über 3,5t nur mit Führerschein C1 statt B 

    Die zulässige Gesamtmasse deines Wohnmobils bestimmt, welchen Führerschein du benötigst. Ein normaler Führerschein der Klasse B reicht bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen aus - für Fahrzeuge, die darüber liegen, benötigst du einen Führerschein der Klasse C1. 

    Keine Mautgebühren in Deutschland, aber höhere Gebühren im Ausland 

    Ein weiterverbreiteter Mythos beim Thema Auflastung lautet, dass Fahrzeuge über 3,5t mautpflichtig sind. Diese Aussage ist so nicht richtig, denn in Deutschland müssen Mautgebühren erst für LKW in der 7,5t Klasse gezahlt werden. Wenn du also vermehr in heimischen Gefilden unterwegs bist, hast du hier nichts zu befürchten. In anderen Ländern jedoch gelten unterschiedliche Regelungen, wodurch sich die Mautgebühren für dein aufgelastetes Fahrzeug erhöhen können. Besonders unsere österreichischen Nachbarn greifen bei den Mautgebühren gerne tief in deine Tasche, wenn dein Fahrzeug das Gewicht von 3,5 Tonnen überschreitet. Zudem ist für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen in Österreich keine Vignette mehr gültig. Du benötigst stattdessen eine elektronische Go-Box.

    Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrverbote

    Ein weiterer Mythos der die Rudne macht sind Nachtfahrverbote für Wohnmobile über 3,5t. Auch gilt: Ein Wohnmobil über 3,5t ist kein LKW, denn Nacht-Fahrverbote gelten normalerweise nur für LKW ab 7,5 Tonnen.

    Was sich jedoch mit der Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts auf über 3,5t ändert ist die auf deutschen Autobahnen maximale Höchstgeschwindigeit auf 100 km/h. Auf Landstraßen beträgt die Höchstgeschwindigkeit nach einer Auflastung 80 km/h. 

    In gewissen Fällen können auch auch Fahrverbote für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sowie Überholverbote gelten, wenn entsprechende Verkehrszeichen vorhanden sind.

    Die Vor- und Nachteile einer Auflastung auf über 3,5t im Überblick: 

    Vorteile Nachteile
    + Mehr Gewicht zulässig, mehr Zuladung möglich - Kosten für den Umbau
    + Höherer Fahrkomfort durch verbesserte Komponenten  - Zusätzliche Kosten für Mautgebühren
    + Mehr Sicherheit beim Fahren - Führerscheinklasse C1 erforderlich
    + Bessere Achslasten - Geschwindigkeitsbegrenzungen (ggf. Überholverbot bei Verkehrszeichen  277)
    + Längere Lebensdauer des Fahrzeugs

     

    Du möchtest das zulässige Gesamtgewicht deines Wohnmobils erhöhen? Sprich uns gerne an

    Wir von VAMPER unterstützen dich gerne als kompetenter Ansprechpartner zu allen deinen Fragen rund um das Thema Auflastung. Gerne kannst du auch einmal bei uns in der Werkstatt in Wandlitz (Brandenburg), nur 15min außerhalb vom Berliner Zentrum für einen persönlichen Beratungstermin vorbei schauen. Buche dir hierfür einfach einen freien Slot bei unserem ServiceberaterWeitere Informationen und Preise kannst du ganz einfach den Produktseiten für das WDT Auflastungsgutachten sowie der VB Airsuspension Luftfederung entnehmen.


    Bei allen weiteren Fragen zögere bitte nicht Kontakt zu uns aufzunehmen. Wir freuen uns über deine Nachricht.